Ein besonders schöner Tag


Es ist schon nach acht Uhr und ich kuschele mich immer noch, außnahmsweise ganz ohne schlechtes Gewissen, unter die warme Decke. Da erblicke ich das strahlende Gesicht meines Sohnes, dem ich ansehe, dass er ein Geheimnis kennt und kurz davorsteht, es mir zu verraten. So ist es dann auch: „Mama, wir haben etwas vorbereitet.“ Mein Mann legt lächelnd einen Finger vor seine Lippen und versucht das Geheimnis noch etwas aufrecht zu erhalten. Um die Überraschung nicht zu verderben, schäle ich mich aus meiner Decke und nehme einen Geburtstags-Kuss meines Mannes entgegen.

Langsam steige ich die Stufen in die untere Etage des Ferienhauses hinab. Ja, wir befinden uns nicht in unserer Wohnung, sondern sind für einen Überraschungs-/ Kurzurlaub ins Erzgebirge gefahren. Mein größtes Geburtstagsgeschenk darf ich also schon seit zwei Tagen genießen. Unten angekommen muss ich vor der Tür zum Wintergarten warten. Als ich den Raum betreten darf, ertönt Gesang aus dem Puppentheater. Krokodil, König, Kasperle, mein Mann, Sohn und Tochter singen lautstark und mit größter Hingabe „Happy Birthday“. Ein Lachen bricht sich Bahn. Danach bewundere ich die selfmade Luftballongirlande. Da hängen keine Gummi-Luftballons, sondern Karten, auf denen Luftballons abgebildet sind und die wir die letzten Tage bei einem Gesellschaftsspiel gebraucht haben. So kreativ und niedlich. Und dann darf ich schon Geschenke auspacken. Mein Mann hat mal wieder ins Schwarze getroffen und mich mit ganz vielen Produkten fürs Handlettering glücklich gemacht. Während ich immer verzweifle, wenn es darum geht, ein passendes Geschenk für den Mann zu finden, sprudelt er vor Ideen über, die er im Laufe des Jahres aus meinem täglichen Geplapper entnommen hat.

Zum Frühstück gibt’s Käsebrötchen, die der Mann mit den Kindern besorgt hat und mir damit ein paar Minuten für mich ermöglichte. Für mich kostbare und sehr seltene Zeit – ein weiteres Geschenk an diesem Tag. Danach spielen wir mit den Kindern ein paar kleine Spiele und warten und warten. Worauf warten wir eigentlich? Ach ja, meine Eltern und meine Schwestern sind auf dem Weg zu uns. Sie haben sich einen Tag freigeschaufelt, um mit mir Geburtstag zu feiern und damit ich merke, wie wichtig ich ihnen bin. Als sie zur Mittagszeit ankommen, geht es nach einem kurzen „Hallo!“ wieder zu den Autos. Unser Auto muss erstmal von den Schneemassen befreit werden, die in der Nacht zu Boden gerieselt sind, doch im Winterurlaub ist das weniger eine Last, als eine Freude.

Dann fahren wir ein paar Minuten und parken unsere Autos zwischen Mauern aus Schnee. Dick eingepackt, wie für eine Polarexpedition, stiefeln wir los – unser Ziel: die Talsperre Cranzahl. Wir bewegen uns auf einer ca. 70 cm dicken Schneeschicht, die uns meist sehr gut trägt, doch auch immer wieder einsinken lässt. Die Sonne scheint strahlend, wärmt uns und lässt die weiße Weite um uns herum funkeln. Die Kinder müssen sich nicht mit dem Laufen abmühen, sondern dürfen sich auf Schlitten ziehen lassen. Wenn der Mann zieht, in Highspeed-Geschwindigkeit. An der Talsperre angekommen, genießen wir den Blick auf das gefrorene Wasser und die Möglichkeit, dieses trockenen Fußes auf einer Brücke überqueren zu können und dabei ein Foto zu schießen. Naja, seien wir ehrlich, nicht nur eins. Wenn ich mit meiner Familie unterwegs bin, dann entsteht immer eine Vielzahl an Fotos, denn wir sind nicht nur Momente-Konservierer, sondern auch noch Perfektionisten. Für ein Foto, das uns gefällt, wird der Auslöser schon so einige Male gedrückt. Neben dem Fotografieren erfreue ich mich an meinen Kindern, die so ungezwungen und glücklich mit ihren Verwandten umgehen. Dem Zauber ihres Lächelns kann sich keiner entziehen. Doch irgendwann kriecht die Kälte selbst durch unsere vielen Kleidungsschichten und wir begeben uns wieder auf den Heimweg.

Zu Hause bereiten wir das Geburtstags-Festmahl zu. Auf meinen Wunsch hin, gibt es Pizza als Hauptgang und Kuchen als Nachtisch. Meine kleine Familie hat sich am Vortag an einem „Kalten Hund“ versucht und meine Schwester hat eine Himbeertorte mitgebracht. Es geht uns also richtig gut. Nachdem wir alle an diesen drei Köstlichkeiten erfreut haben, können wir uns kaum noch bewegen und verbringen den restlichen Nachmittag mit dem Bestaunen liebevoll ausgesuchter Geschenke (z.B. roséfarbener Vasen), Gesprächen und Kinder Bespaßung, Letzteres hauptsächlich von den lieben Verwandten übernommen. Irgendwann ist es Zeit, die Tagesgäste zu verabschieden, fest in den Arm zu nehmen und „Danke!“ zu sagen und von ihnen zu hören „Der Tag war richtig schön!“. Stimmt, ich fand den Tag auch richtig schön. Ein wunderbarer 27. Geburtstag.


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