Frieden in mir


Im Traum liege ich auf einer Picknickdecke unter einem schattigen Baum. Meine Augen sind geschlossen und ich genieße das Gezwitscher der Vögel. Neben mir liegt ein aufgeschlagenes Buch, jederzeit bereit mich in seine Welt zu entführen. Daneben steht eine Brotbox, gefüllt mit süßen Früchten. Ich atme tief ein und aus, genieße den Moment – spüre Frieden.

In Realität sitze ich auf einem Stuhl in der Neugeborenen-Station des Krankenhauses. Vor mir ist der Inkubator, in dem meine kleine Tochter liegt. Über Schläuche wird sie mit Sauerstoff versorgt. Geräte messen ihre Vitalwerte. Meine Hand liegt auf ihrem Bein. Ich summe ein Lied, damit sie meine Stimme hört. Gebete steigen in den Himmel – seltsamerweise ist auch hier Frieden.

Wie soll denn bitte in einem Krankenhaus Frieden sein? Wie kann ich Frieden empfinden, obwohl die Umstände zum Davonlaufen sind? So richtig erklären, kann ich es nicht. Doch habe ich diesen Frieden in den zwei Wochen erfahren, die ich mit meiner Frühchen-Tochter im Krankenhaus verbracht habe. Dass da Frieden war, fiel erstmal gar nicht mir selbst auf, sondern der Chefärztin. Sie meinte zu mir: „Sie strahlen immer so eine Ruhe aus. Das tut ihrer Tochter gut.“ Ich strahle Ruhe aus? Eigentlich gehöre ich doch zur Fraktion Sich-Sorgen-um-alles-Machen. Und auch im Krankenhaus kullerten manchmal die Tränen, wenn ich mit meinem Mann über die Situation sprach. Und doch hatte die Ärztin irgendwie Recht. Für meine Verhältnisse war ich entspannt und spürte eine tiefe Gewissheit, dass am Ende alles gut gehen würde.

Dieses Vertrauen in Gottes Hilfe, dieser Frieden in meinem Herzen, der kam nicht aus mir selbst heraus, der wurde mir geschenkt! So viele Menschen haben für unsere Tochter, für unsere gesamte Familie gebetet. Wie eine warme Decke haben uns all diese Gespräche mit Gott umhüllt. Gott hat die unzähligen Bitten erhört und uns seinen Frieden geschickt. Diese Erfahrung lässt mich dankbar werden. Dankbar, dass unser Schicksal so viele Menschen bewegt hat und dankbar, dass Gott sich für jedes Schicksal seiner Kinder bis ins letzte interessiert.

Egal, ob sich dein Leben eher wie ein Sonnenschein-Picknick, oder wie ein Auf-Besserung-Warten anfühlt; du kannst auf Frieden hoffen. Schließlich hat Jesus uns seinen Frieden versprochen – und der hält seine Versprechen: „Was ich euch zurücklasse, ist Frieden: Ich gebe euch meinen Frieden – einen Frieden, wie ihn die Welt nicht geben kann. Lasst euch durch nichts ´in eurem Glauben` erschüttern, und lasst euch nicht entmutigen!“ (Johannes 14,27 Neue Genfer Übersetzung)


6 Kommentare

  1. Anja Schelz

    Manu, du schreibst großartig. Mit deinen wunderbaren Geschichten wärmst du mein manchmal nur noch funktionierendes, nicht an mich rankommen lassendes Herz. Danke. Ich wünsche Dir und deiner Familie Zeit, Liebe und die Gewissheit, dass Gott euch trägt.

    • Manuela Hübler

      Danke für deine liebe Rückmeldung!!! Gott segne euch auch und nehme dein Herz in seine Hände!

  2. Christiane

    Vielen Dank, Manuela, für deine Zeilen. Es ist ein wunderbares Zeugnis von Gottes fürsorglichem Eingreifen in schweren Zeiten – und das ist sichtbar auch für Außenstehende.
    Gott segne und schütze euch weiterhin. ER wird es tun!

    • Manuela Hübler

      Gott ist wirklich gut. Im Aufschreiben wird mir das immer noch einmal stärker bewusst.

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