Hoffnung


Alle sind aufgeregt. Heute kommt ein Fernsehteam und wird einige Aufnahmen von uns machen – von einer Großfamilie, die zur Weihnachtszeit miteinander singt und musiziert. Immer noch angespannt tragen wir später unser „Oh du fröhliche“ vor und werden anschließend interviewt.

Die 14-jährige Manuela wird gefragt, was sie an der Weihnachtszeit besonders mag. Spontan antwortet sie: „Die Vorfreude ist doch die schönste Freude! An Weihnachten ist die Freude dann häufig weg…“ Ehrlich und doch wirken die Worte fehl am Platz in dieser „Einmal-heile-Welt-für-die-Zuschauer“–Kulisse.

Wer kennt die kindliche Vorfreude auf Weihnachten? Wer erinnert sich an das Kribbeln im Bauch, wenn man die Tage am Adventkalender zählt, die leider nicht so schnell weniger werden wie die Plätzchen in der Keksdose? Ein Hoffen auf die Erfüllung materieller Wünsche, aber auch ein Sehnen nach ein paar Tagen Friede-Freude-Familienzeit.

Ich habe viele schöne Erinnerungen an die Weihnachtsfeste meiner Kindheit. Kann immer noch dem Glückgefühl nachspüren, das ich empfunden habe, wenn ich einen neuen Roman aus einer Geschenkverpackung auswickeln konnte. Schmunzle immer noch über die Kostüme, in die wir uns für die Weihnachtsgeschichte geschmissen haben, oder den Weihnachtsbaum meines Großvaters, der an der Decke hing… Während des gemeinsamen Singens fühlten wir uns verbunden und einander nah.

Weihnachten war jedoch nicht nur schön wie im Bilderbuch, sondern konnte auch ziemlich anstrengend sein. Bestand doch jedes Jahr die Gefahr, dass unsere psychisch labile Verwandte mit ihren Befindlichkeiten das ganze Weihnachtsfest dominierte… Und ohne es zu wollen, schlich sich auch immer mal wieder der Neid in mein Weihnachtsfest und schielte sehnsüchtig zu den Geschenken der Schwester hinüber.

Doch egal wie herausfordernd das Weihnachtsfest im vergangenen Jahr gewesen war, mit Beginn der Adventszeit wuchs wieder die Freude auf das Geburtstagsfest Jesu. Die Hoffnung auf schöne Tage blühte Jahr für Jahr in meinem Herzen.

Hoffnung trägt uns durch die Vorweihnachtzeit. Hoffnung trägt uns durch das Leben. Ohne sie könnten wir herausfordernde Lebensphasen nicht durchstehen. Weil wir auf die Zeit nach der Krise hoffen, schmieden wir Zukunftspläne und packen den Alltag an.

In meinen Ehering ist etwas eingraviert: Jeremia 29,11. Nein, mein Mann heißt nicht Jeremia und wir haben auch nicht am 29.11. geheiratet. ? Es ist unser Trauspruch – ein Hoffnungs-Wort:

„„Denn ich weiß genau, welche Pläne ich für euch gefasst habe“, spricht der Herr. „Mein Plan ist, euch Heil zu geben und kein Leid. Ich gebe euch Zukunft und Hoffnung.““

Unsere Hoffnung ist nicht unbegründet. Selbst wenn wir gegenwärtig Leid erfahren, wartet etwas Wunderbares auf uns. Gott hat seinen Sohn nicht umsonst auf diese Erde geschickt. Sein Ziel war es, uns Hoffnung für Gegenwart und Zukunft zu schenken. Diese Hoffnung möchte ich ergreifen, selbst wenn die Nächte noch so kalt sind… In dieses Geschenk möchte ich mich einkuscheln. Heute, morgen und ganz besonders an Weihnachten.


2 Kommentare

  1. Heute gab es wieder neue beunruhigende Corona Nachrichten.Eine unserer Tochter meinte, ich solle mal eine gute Predigt hören, um mir nicht zu viele Sorgen zu machen. Da kam Dein guter Beitrag genau richtig und hat mich ermutigt. Hab vielen Dank!

  2. Josua Dombrowe

    Oh wieder ganz wundervoll geschrieben. Ich liebe deinen Schreibstil.
    Und die Bilderreihe dazu ist so süß.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.