Kauf dich nicht glücklich


Wer kennt es nicht, dieses Glücksgefühl, wenn man sich etwas Neues gekauft hat. Ich kenne das nur zu gut. Irgendwie gab es mir schon immer etwas, durch die Straßen einer Stadt zu bummeln, in die Geschäfte zu gehen, hier und dort herumstöbern, Papeterien, Dekoläden, Sachenläden, besondere Geschenke, die verschiedensten Düfte, die wunderschönen Kleinigkeiten, und mir dann etwas Kleines zu gönnen. Es muss nichts Großes sein, aber wenn ich etwas Neues in meiner Hand halte, damit zur Kasse gehe, bezahle, mich die Verkäuferin nett anlächelt und wir uns einen schönen Tag wünschen, dann überkommt mich so eine Euphorie, ich bin glücklich. Nun ja, zumindest für einen kurzen Moment. Und danach? Dann laufe ich wieder durch die Straßen, entdecke Neues, Besonderes und denke, ich muss es haben. Ein kurzes Glück also, dieses Kauf-dich-glücklich. Eines, das ständig gestillt werden will und immer mehr will, anstatt dankbar zu sein, für das Schöne, was mich schon umgibt, für das, was kein Geld kostet. In den Medien wird uns das ständig vorgejubelt, besonderes jungen Menschen. Sie sehen ihre „Vorbilder“ auf Instagram, wie sie das Neueste tragen, den neusten Trend mitmachen. Auch in den Schulen geht es um das modernste Teil, den hipsten Look. Leute: Ich will die alte Zeit zurück, als es einfach ok war, drei Tage mit der gleichen Jeans in die Schule zu kommen=)

In der Zeit, als ich in Potsdam gelebt habe, bin ich auch oft nach der Arbeit einfach mitten in der Stadt ausgestiegen, um die Einkaufstraße, Richtung nach Hause zu laufen und hier und dort reinzuschauen. Es hat mir irgendwie etwas gegeben. Aber dann, raus aus der Straße, die meist gefüllt mit vielen Menschen war, rein in den Park, einmal quer durch, bis ich endlich zu Hause war. Da konnte meine Seele wirklich atmen.

Zur Zeit lebe ich in einer Kleinstadt bei meinen Eltern und hier gibt es nicht so viele Einkaufsmöglichkeiten. Aber irgendwie stört mich das gar nicht. Ok, oft vermisse ich einen großen Bioladen, oder so, aber sonst nichts. Ich bin nicht so gehetzt. Denke nicht ständig, ich bräuchte doch das neuste Teil und das nur, weil ich es gerade im Schaufenster sehe. Denn so ist es doch. Als ich letztens meine Schwestern und ihre Freundinnen nach Dresden gefahren habe, standen wir dann doch mal in einem dieser riesigen Kaufhäuser. Es überfordert mich, sobald die Türen sich öffnen und ich in diesen Massen von Menschen mit den vielen bunten Schaufenstern stehe. Wenn ich dann noch die Menschen betrachte, hastend, nach den besten Angeboten suchend und nicht wirklich glücklich und zufrieden, frage ich mich, wozu das Ganze?

Wir standen also dort im Einkaufszentrum, in mitten der Menschen und während wir die großen Rolltreppen hochfuhren sagten wir uns: Das brauchen wir eigentlich alles nicht. Die Sachen in den Schaufenstern gefallen uns. Und ja natürlich, dieser Rock in dem Schaufenster, den würde ich gerne haben, aber hab ich nicht zu Hause schon genug schöne Röcke und würde ich nicht das gleiche sagen, wenn meine Röcke, Kleider und Shirts, die bei mir zu Hause auf der Stange hängen auch hier im Laden hängen? Es muss also nichts Neues sein, denn ich habe schon so viel Schönes, für das ich dankbar sein kann und neu kombiniert ist es fast wie neu gekauft. Ganz ohne was, sind wir dann doch nicht gefahren, denn meine Schwester kaufte sich noch ein paar neue Stifte für ihr Handlettering=)

Am nächsten Tag schlenderten wir dann über den Trödelmarkt und stöberten dort in den Kleiderständern. Wir fanden ein paar Teile und erwarben sie für kleines Geld. Ein älterer Herr neben uns lächelte uns an und wir erzählten ihm von unserem Vorhaben, in diesem Jahr nicht mehr dieses Fastfashion zu unterstützen. Er lächelte und meinte: „Wie wunderbar, da tut ihr ja hier was für unsere Umwelt.“

So viele sehnen sich danach, auch ohne Konsum glücklich zu sein, weniger zu besitzen, weniger Balast. Kaufen ist nicht nur Ballast für uns, sondern vor allem auch für die Umwelt. Unsere Erde versinkt im Müll und wir müssen unser Konsumverhalten dringend grundlegend ändern.

Kaufen macht nicht glücklich. Es befriedigt nur für einen kurzen Moment, um danach wieder den Wunsch nach etwas Neuem zu schüren. Genieße doch stattdessen, was du hast, was dich umgibt und die Dinge, die man nicht kaufen kann. Es gibt schon so viele Alternativen, um unsere Konsumverhalten auf einen besseren Kurs zu bringen. Hier mal ein paar Ideen:

  1. Lieber raus gehen, die Natur wahr nehmen und ganz im Hier und jetzt ankommen. Ob bei der Arbeit im Garten oder einem kurzen Spaziergang durch den Wald. Es gibt so viel Schönheit zu entdecken, die uns einfach umgibt.
  2. Mit Freunden zu Hause kochen oder einfach nur reden und einen Tee trinken, Spiele spielen oder Musik machen.
  3. Ein Buch lesen oder einen Kinoabend mit Freunden zu Hause veranstalten. Bücher und DVD´s kann man super einfach in Bibliotheken, offenen Bücherschränken und auf Flohmärkten finden oder ihr tauscht euch einfach mit euren Freunden aus.
  4. Auf fairen Konsum achten: Es gibt bereits so viele Label, die wirklich fair und nachhaltig produzieren. Egal ob Kleidung, Schmuck, Naturkosmetik, usw. Die meisten gibt es online oder auch in einigen Städten. In unserer liebsten Urlaubsheimat im Norden, gibt es in Eckernförde immer einen kleinen Laden, den ich sofort ansteuere und es einfach liebe dort etwas zu kaufen. Die Atmosphäre in diesem Laden ist so wunderbar und ich weiß, dass hinter den Dingen etwas Gutes steckt.
  5. Tauschen und leihen statt kaufen. Wir besitzen schon so vieles und manchmal hat der Freund oder Nachbar etwas, das du dir leihen oder einfach tauschen kannst
  6. Secondhand. Gib Teilen eine zweite Chance. Wir werfen Dinge heute viel zu schnell weg. Dabei könnten sie einen anderen vielleicht noch viel Freude bereiten.
  7. Dinge selber machen. Es macht nicht nur Freude, Dinge selber zu machen, sondern zeigt einem auch, welche Mühe in den meisten Produkten steckt, die wir oft so bedenkenlos kaufen.

Vielleicht kannst du ja mal was davon ganz bewusst an diesem Wochenende umsetzen.


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