„Mama, MAMA, schau mal, wo ich bin!“, höre ich meine Tochter rufen. Mit meinem Mama-Scanner-Blick suche ich den Spielplatz ab. Versteckt sie sich im Gebüsch? Oder sitzt sie auf der Rutsche, bereit, gleich in Höchstgeschwindigkeit nach unten zu düsen? Nirgendwo kann ich eine rosa-geblümte Jacke, geschweige denn das darin steckende Mädchen entdecken… Da wandern meine Augen nach oben – bis zur Spitze der Seilpyramide. Und da – in sechs Metern Höhe – hängt die Dreijährige doch tatsächlich und wortwörtlich in den Seilen. Mein höhenangstgesteuertes Mama-Herz rutscht kurz in die Hose. Dann lächle ich, strecke beide Daumen nach oben und zeige meiner Tochter, dass ich mich mit ihr über ihren Mut und ihre Kletterfähigkeiten freue. Als sie sich wieder auf den Weg Richtung Erdboden begibt, atme ich trotzdem merklich auf.
Wieder höre ich jemanden nach mir rufen: „Mama, Mama, weißt du, was passiert ist?“ Diesmal versucht mein Sechsjähriger meine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Aufgeregt kommt er auf mich zugelaufen. Was ist geschehen? „Leipzig hat verloren!“, sprudelt es enttäuscht aus ihm heraus. „Es ist doch nur Fußball“, schießt es mir durch den Kopf. Doch dann schaue ich in die traurigen Augen meines fußballverrückten Sohnes und streichle ihm durch sein dichtes Haar. „Ach, wie schade“, sage ich und meine es auch so.
Ich nehme gern Anteil am Leben meiner Kinder. Interessiere mich wirklich für das, was sie freut, für ihre Sorgen und alles, was die Wut in ihnen brodeln lässt. Und doch gibt es fast täglich Momente, in denen ich nicht hinschaue bzw. hinhöre. Manchmal bin ich zu beschäftigt mit meinen Projekten, ein anderes Mal muss ich mich sofort um das Baby und seine nicht aufschiebbaren Bedürfnisse kümmern. Und dann habe ich auch immer mal wieder einfach keine Lust, schon wieder die Fußballergebnisse mitgeteilt zu bekommen, oder die Kletterkünste zu bestaunen.
Dabei weiß ich, wie wichtig es ist, dass Kinder – eigentlich alle Menschen – gesehen und gehört werden. Wie gut fühlt es sich an, wenn ich meiner Freundin, auf dem Teppich sitzend, von meinem anstrengenden Morgen berichten kann, oder meine Schwester mit mir am Telefon über die lustigen Aussprüche meiner Kinder lacht. Weil sie mir zuhören, fühle ich mich wertgeschätzt und geliebt. In Gesprächen mit meinem Mann verarbeite ich so oft meine Erlebnisse, sortiere sie neu und kann gestärkt aus ihnen hervorgehen.
Während ich nicht immer das Gegenüber für meine Kinder bin, das sie eigentlich bräuchten, gibt es jemanden, der immer perfekt reagiert. Anna Anders, die 8-Jährige Hauptperson des neuen Andachtsbuches „Lieber Gott, ich muss dir was erzählen“, kennt diesen Jemand: GOTT. Sie ist sich seiner Freundschaft sicher! Und sie weiß, dass er sich für ALLES interessiert, was sie erlebt und beschäftigt. Aus diesem Grund schreibt sie ihm ein ganzes Jahr hindurch.
In 103 Briefen lernen wir Anna und ihre Familie besser kennen. Wir erleben mit ihr luftig-leichte Tage und regenwolken-schwere Momente. Die 8-Jährige ist erfrischend ehrlich vor (ihrem) Gott und motiviert uns, genauso ungeblümt vor ihn zu treten. Keiner unserer Gedanken ist für ihn zu unwichtig. Er hört jede Frage, jede Bitte und auch jeden Dank.
Annas Geschichte ist so liebevoll erzählt, dass man am sie am liebsten in einem Ruck durchlesen möchte. Wie gut, dass zu jedem Tagebucheintrag eine Aufgabe gestellt wird, der sich Klein und Groß stellen können. Ein passender Bibelvers lädt dazu ein, über und mit Gott ins Gespräch zu kommen…
„Mama, aber Gott weiß doch alles, sogar das, was ich noch nicht gesagt habe, oder?“, fragt mich meine Dreijährige. „Ja, das glaube ich. Und trotzdem freut er sich total, wenn du es nicht abwarten kannst, ihm von deinem Tag zu erzählen…“
Oh, wieder ein wunderschön geschriebener Blog-Artikel!