Kerzenscheingedanken: Sehnsuchtsfest Weihnachten


Warmes Kerzenlicht erleuchtet den Raum und lässt die Augen glänzen. Ein liebevoll geschmückter Weihnachtsbaum ist aufgebaut. Unter ihm liegen ein paar Geschenke. Die Anwesenden sind geschmackvoll gekleidet. Dezente Weihnachtsklänge dringen an ihr Ohr. Neben der Musik vernimmt man fröhliches Lachen und angeregte, wertschätzende Unterhaltungen. Vom Tisch strömt jedem der Geruch seiner Lieblingsspeise zu. Jedes Herz verspürt Zufriedenheit, Dankbarkeit, das Gefühl, am richtigen Ort zu sein. Niemand ist gestresst, genervt oder unglücklich.
Selbst beim Schreiben dieser Zeilen merke ich, wie eine Sehnsucht in mir geweckt wird. Die Sehnsucht nach einem solchen Weihnachtsfest – einem Fest der Liebe.

Okay, die harten Fakten kann man mit guter Organisation herbeiführen. Kerzenlicht, Weihnachtsbaum, Geschenke, passende Kleidung und Musik – kein Problem. Mit etwas Glück und Talent landet sogar ein schmackhaftes Essen auf dem Tisch. Doch dann wird es schon schwieriger. Wie erzeugt man eine Atmosphäre der Fröhlichkeit und Wertschätzung? Vielleicht, indem man alle schwierigen Streitthemen ausklammert? Vielleicht könnte man gemeinsam etwas spielen, aber nur ein Spiel, bei dem es keine Verlierer gibt. Oder man macht gemeinsam Musik. Wenn Musik den Raum erfüllt, ist kein Platz für kritische Themen. Reißen wir uns doch einfach ein wenig zusammen, besinnen uns auf Richtlinien für eine gelingende Kommunikation, dann wird das schon ein schönes Fest.

Jedoch stand in den Eingangsworten auch etwas von unseren Gefühlen. Ich möchte mich nicht nur zusammenreißen, um den anderen ein schönes Fest zu ermöglichen, mein Innerstes soll auch ein Freudenfest erleben. Negative Gedanken und Gefühle begleiten mich schon so oft im Jahr, wenigstens an Weihnachten könnte ich doch einfach mal rundum glücklich und zufrieden sein und die anderen Anwesenden natürlich auch.

Sind meine Erwartungen zu überhöht? Es ist doch gar nicht möglich, dass alles perfekt ist. Das Hollywood-Weihnachten existiert eben doch nur in den Filmstudios Hollywoods. Und ja, ich denke, dass es mir helfen könnte, weniger zu erwarten und mehr anzunehmen. Zu versuchen, den Tag möglichst schön zu gestalten und gleichzeitig mit meinen und den Kräften anderer achtsam umzugehen. Lieber ein Fertiggericht auf den Tisch zu stellen, als über den missratenen Auflauf tot-unglücklich zu sein. Ein unbedachtes Wort meines Gesprächpartners gnädig zu vergessen. Es ist auch nur ein Tag, wie jeder andere, mit echten Menschen und keinen Schauspielern.

Gleichzeitig möchte ich meine Traumvorstellung nicht ganz beerdigen. Ich spüre, dass diese Sehnsucht nach dem vollkommenen Fest der Liebe seine Berechtigung hat. Die Sehnsucht nach dem Schönem, dem Guten, dem Frieden in meinem Umfeld, in mir, lässt sich nicht leugnen. Irgendwann wünsche ich mir solch ein Fest. Ich glaube, dass wir für solch ein Fest, solch ein Leben geschaffen wurden. In der Schöpfung waren alle Voraussetzungen gegeben, dass wir alle solche Feste erleben können. Jetzt muss ich damit leben, dass vieles vom ursprünglich Perfektem rissig ist. Doch lebe ich mit einer Hoffnung. Der Hoffnung, dass eines Tages alles wieder auf den Idealzustand zurückgeführt wird, alles schön und gut ist. Und mit der Gewissheit, dass ich denjenigen kenne, der den Optimalzustand erdacht hat und schon in meinem Herzen jeden Tag, auch an Weihnachten Frieden und Freude schenken kann.


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