Sommerregen – eine Wohltat


Die Hitze flimmerte schon seit Tagen durch den Ort. Hielt man sich draußen auf, suchte man sich ausschließlich Schattenplätze. Bewegte man sich etwas schneller, dann spürte man, wie sich Schweißflecken am T-Shirt bildeten. Es war heiß – zu heiß – anstrengend heiß. Und dann, eines Morgens, öffnete sich der Himmel und Regen strömte herab. Ein wunderbarer Sommerregen. Erst genossen wir nur von drinnen das Plätschern des Regens (eins meiner Lieblingsgeräusche auf der Welt). Dann sahen wir ein paar Kinder mit Regenschirmen und Gummistiefeln durch Pfützen patschten. In mir reifte ein Entschluss: wir müssen auch ins Freie. Sofort! Gummistiefel und Regenjacken wurden in Windeseile angezogen und die Regenschirme aufgespannt. Wenige Minuten später standen meine zwei Kinder und ich auf dem Platz vor unserem Haus und grinsten uns an. Als der Regen nachließ, wurden die Regenschirme zur Seite gelegt und der Pfützenspaß begann. Erst langsam, dann immer schneller, sprangen die Kinder durch unterschiedlich große Pfützen. Meine Kleine plantschte ausgelassen und bemerkte gar nicht, wie Wasser in ihre kleinen Marienkäfergummistiefel schwappte. Immer und immer wieder rannte sie durch die Wasserlachen.
Als ich meiner Tochter zusah, wie sie das Regenwetter genoss, da zog ich meine Parallelen. Wie oft erlebe ich Hitzewellen? Bin schlapp von der erdrückenden Hitze des Alltags, von den Wutanfällen meiner Kinder, dem Ständig-belagert-werden, meinen Ängsten und Sorgen. Gedanken und Gefühle stauen sich in mir an. Und dann regnet es. Das Wetter in mir ändert sich. Manchmal, weil sich die Umstände ändern, z.B. weil mein Mann mir die Kinder für ein paar Stunden abnimmt, oder wir Zeit mit Freunden verbringen können. Manchmal ändert sich aber auch meine Einstellung, weil ich bewusst auf die Dinge schaue, die wunderbar und gut im Leben mit meinen Kindern sind. Auf das, was wir von Gott geschenkt bekommen. Oder weil mich die Kinder laut zum Lachen bringen, mit ihren verrückten Ideen. Dies alles kann sich wie ein abkühlender Regen anfühlen. Danach können die Kinder und ich wieder besser durch die Pfützen des Lebens stapfen und uns dabei sogar ein paar Küsse zuwerfen.

Regen ist keine Traumblase. Während es regnete, war mir bewusst, dass dies ein endlicher Zustand war. Es würde in nächster Zeit wieder die Sonne scheinen, an manchen Tagen unerträglich heiß. Ich kann nicht immer das kühle Nass genießen. Würde das ganze Jahr aus erfrischenden Regentagen bestehen, dann wüsste ich sie gar nicht mehr zu schätzen. Würde, anstatt in den Pfützen zu hüpfen, wütend durch das Wasser stapfen. Nur im Wechsel des Wetters lerne ich meine Lieblingszeiten zu schätzen. Würden meine Kinder mich immer anstrahlen, wäre ich dann noch dankbar dafür? So wie ich mich kenne, nicht. „Alles hat seine Zeit“ – auch hier die passenden Worte. Sonne hat ihre Zeit – Regen hat seine Zeit. Schwitzen hat seine Zeit – abkühlen hat seine Zeit. Wut hat ihre Zeit – Freude hat ihre Zeit.


2 Kommentare

  1. Ein sehr schöner Blogeintrag, der daran erinnert alle Dinge zu seiner Zeit zu genießen! Vielen Dank dafür !

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.