Kerzenscheingedanken: Das Weihnachten meiner Kindheit


Jede Familie schreibt ihre individuelle Weihnachtsgeschichte. Seit ich eine Schwiegerfamilie dazugewonnen habe, ist mir dies so richtig bewusst geworden. So hat jede Familie ihre individuellen Traditionen, legt unterschiedliche Schwerpunkte, verbringt die Weihnachtsfeiertage auf ihre ureigene Art und Weise. Ein Bild des Weihnachten meiner Kindheit versuche ich euch in den nächsten Zeilen zu malen.

Oh du fröhliche

Zuerst einmal war und ist da die Musik. Weniger die Musik, die aus irgendwelchen Anlagen schallt. Die gab es auch. Ich erinnere mich jedoch besonders an das gemeinsame Musizieren. Unsere gesamte Kindheit war bestimmt von der Leidenschaft meiner Eltern zur Musik. So besuchten meine Geschwister und ich die Musikschule, jeder erlernte mindestens ein Instrument (ich eher schlecht als recht) und gesungen wurde bei uns tagtäglich. Zur Weihnachtszeit war es jedoch so, als ob in Dauerschleife musiziert wurde. Wenn nicht gerade für eine der zahlreichen Weihnachtsfeiern geübt wurde, oder meine Mutter am Klavier „Oh du fröhliche“ spielte, dann summte jemand einen Weihnachtsklassiker. In einigen Jahren besuchten meine Eltern mit uns Kindern auch ein Seniorenheim. Dort gingen wir von Station zu Station und sangen altbekannte Weihnachtslieder. Anschließend verschenkten wir selbstgebastelte Sterne. Als Kind empfand ich die Stimmung im Heim zwar als bedrückend, doch bin ich mir heute sicher, dass unser Besuch diese Atmosphäre wenigstens ein klein wenig aufgehellt hat.
Am Weihnachtstag selbst fand keine Bescherung ohne vorheriges Singen statt. Die Lieder schenkten so ein wohlig warmes Gefühl im Bauch und gleichzeitig ließen sie uns daran denken, aus welchem Grund wir feierten. Nicht wegen der Geschenke, auf die wir uns natürlich freuten. Nein, es ging um ein Baby im Stall, den der Himmel geschickt hatte, um Liebe und Vergebung in die Welt zu bringen.

Krippenspielerprobt

Wenn ich schon einmal bei der Weihnachtsgeschichte bin, dann kann ich von einer Weihnachtstradition berichten, die wahrscheinlich nur in einer Familie mit vielen Kindern umgesetzt werden kann. Bei uns zu Hause fand nämlich nicht selten ein Krippenspiel statt. Die Darsteller? Wir Kinder! Und manchmal lag sogar ein echtes Baby (Geschwisterkind) in der Futterkrippe. So konnte ich in meiner Kindheit schon viele Blickwinkel der Weihnachtsgeschichte nachempfinden – mal als glückliche Maria, mal als informierender Engel, als erschrockener Hirte oder auch als blökendes Schaf. An einigen Weihnachtsfesten kam dann trotzdem noch der Weihnachtsmann. Auch der wurde von einem der Geschwister gespielt, denn vor einem kindlichen Weihnachtsmann muss sich niemand fürchten. Ein täuschend echtes Weihnachtsmann-Hohoho haben wir Geschwister also auch drauf.

Flexible Weihnacht

Manche Familien wissen schon im Januar, was Weihnachten auf dem großen Esstisch stehen wird, da sie jedes Jahr die gleiche Menüfolge wählen. Wir waren da nicht so festgelegt und entschieden von Jahr zu Jahr neu. So versuchten wir uns in einem Jahr sogar an einem afrikanischen Weihnachtsmenü. Auch feierten wir nicht immer am gleichen Ort. Manchmal versammelten wir uns im Wohnzimmer meines Elternhauses, mal bei den Großeltern und viele Male sogar in einem Freizeitheim im Erzgebirge. Ob ich an Weihnachten gern verreise? Eigentlich schon. Wenn man als Familie nicht in seinen heimischen Vier-Wänden ist, dann rückt man automatisch etwas enger zusammen, man verbringt bewusster Zeit miteinander. An einem dieser Erzgebirgs-Weihnachten haben wir sogar die deutsche Tradition aufgegeben und uns nicht am Heiligabend beschenkt, sondern erst am 25. früh. Und ich sag euch, ich hätte Lust, es öfter so zu handhaben. Der Heiligabend bleibt dann etwas „heiliger“. Weniger Materialismus, mehr Gemeinschaft, weniger Fokus auf den Geschenken, dafür ein klarerer Blick auf das größte Geschenk – Jesus.

Fragt man mich, warum meine Herkunftsfamilie in vielen Dingen nicht so festgelegt ist, dann kann ich das gar nicht so genau beantworten. Vielleicht liegt es an der Anzahl der Kinder und damit an den so vielfältigen Bedürfnissen und Wünschen, denen man durch Abwechslung besser gerecht werden kann. Vielleicht liegt es auch an der Neugier gegenüber anderen Möglichkeiten des Feierns. Doch, egal wie wir gefeiert haben, es war UNSER Weihnachten und das ist das, was für mich zählt.

Was macht euer Weihnachten aus? Und wie habt ihr das Weihnachten euer Kindheit erlebt?


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