Piroggen-Party


Ich stehe in der Gemüseabteilung des Supermarkts. Mein Blick schweift über die Auswahl und bleibt am Blumenkohl hängen. Sofort reise ich an den Küchentisch meiner Kindheit zurück. Vor mir steht ein dampfender Topf Blumenkohlsuppe, auf einem Teller daneben liegen mit Salz bestreute Butterbrote. Eine Suppe, die nach Geborgenheit schmeckt.

Meine Mama war die beste Vorleserin, Zuhörerin und Shopping-Begleiterin, aber keine passionierte Köchin. Neben der schlichten Blumenkohlsuppe zählen deshalb auch Kartoffeln mit gekochten Möhren zu den Mahlzeiten, die für mich untrennbar mit meinem Elternhaus verbunden sind.

Während meine Mama so wenig Zeit wie möglich in der Küche verbrachte, stand meine Oma gern stundenlang an den Töpfen. Von ihr lernte ich Rouladen zu rollen und Klöße zu formen (sorry, Oma, dass jetzt die Hälfte deiner Enkelkinder Vegetarier sind). Die andere Oma stellte zu jeder Feierlichkeit Kartoffelsalat und Nuggets auf den Tisch.

Heute frage ich mich, an welches Essen meine Kinder wohl denken werden, wenn sie nach dem Gericht ihrer Kindheit gefragt werden. Vielleicht an Plinse/Pfannkuchen mit Apfelmus, oder Gemüselasagne? In meiner Traumvorstellung schmecken ihre Erinnerungen dann auch nach Geborgenheit.

Die zukünftigen Kinder meiner Schwester Doreen werden auch polnische Klassiker kennenlernen. So wurde Doreen von ihrem Mann bereits in die Kunst der Piroggen eingeführt. Da ich diese gefüllten Teigtaschen wirklich vorzüglich finde, habe ich Doreen nach dem Rezept gefragt.

Polnische Piroggen (für 3-4 Portionen)

Für die Quark-Kartoffel-Füllung braucht ihr:

  • 200 g mehlig kochende Kartoffeln
  • 100 g Quark
  • 1 Zwiebel
  • Salz und Pfeffer
  • Öl zum Anbraten

Für den Nudelteig

  • 250 g Weizenmehl
  • 100 ml Wasser
  • 1 Ei
  • Prise Salz
  • Schmand zum Servieren

Zuerst bereitet man den Nudelteig vor, da dieser 30 Minuten ruhen muss. Dafür werden Mehl Wasser, Ei und Salz vermengt, bis ein geschmeidiger Teig entsteht. Dieser bleibt dann für die besagte Zeit erstmal an der Seite liegen und darf sich noch etwas ausruhen.

Dann macht man sich an die Füllung. Dafür kocht man die Kartoffeln weich, stampft später sowohl Kartoffeln als auch Quark und Schmand und würzt die Masse. Die Zwiebel wird kleingeschnitten und in Öl angebraten. Die halbe Zwiebel wandert in die Füllung, der Rest wird für später aufgehoben.

Als nächstes kümmert man sich wieder um den Nudelteig. Dieser wird auf etwas Mehl ausgerollt und mit einem großen Glas ausgestochen. Der Profi bestreicht die Ränder der Teigkreise mit etwas Wasser.  In die Mitte des Teiges kommt ein Teelöffel-Kleks Füllung. Dann faltet man die Pirogge einmal mittig und verschließt sie am Rand. Wichtig ist hierbei, dass keine Füllung austreten kann.

Die Piroggen kommen dann für ca. sechs Minuten in kochendes und gesalzenes Wasser. Sie sind fertig, wenn sie im Wasser auftreiben.

Anschließend können sie mit den übrigen Zwiebeln nochmal kurz in der Pfanne angeschwitzt werden. Mit etwas Schmand schmecken sie einfach wunderbar.

Jetzt interessiert mich natürlich brennend, wie eure Kindheit schmeckte? Welches Essen ist für euch untrennbar mit Zuhause verbunden?

Liebe Grüße

eure Manuela (mit Doreens Kochkünsten)


4 Kommentare

  1. Stephan Vogt

    Ich erinnere mich noch an die schlesischen Kartoffelklöße und Nudelsuppe meiner Großtante aus der ČSSR, heute Tschechien. Die Eier ihrer Hühner hatten tiefgelbe Dotter, die den selbstgemachten Nudeln und Klößen eine tolle Farbe und einen unvergesslichen Geschmack verliehen.
    Unerreicht ist auch der Kartoffelsalat meiner Oma. Unerreichbar deshalb, weil weder meine Mama noch ich den Salat so dufte hinbekommen, obwohl wir genau nach Rezept gehen.
    Zu guter Letzt sind da noch die süßsauren Eier meiner Mama, die genau mit dem Gefühl der Geborgenheit verbunden sind. Auch dieses, ansich einfache, Gericht bekomme ich nicht so hin, wie es bei Mama auf den Tisch kam.
    Wahrscheinlich fehlt einfach diese eine, sehr spezielle Zutat, die jeden Menschen einzigartig macht: diese ganz persönliche Liebe der Oma zu ihrem Enkel, der Mama zu ihrem Kind, die den Gerichten diese unverwechselbare Note verleit…

    • Manuela Hübler

      Man liest aus jeder deiner Zeilen die Geborgenheit, die du empfinden durftest. Der schönste Geschmack der Welt. 🙂

  2. Hannelore Jersch

    Danke, liebe Manuela für das Rezept.
    Ein Geschmack meiner Kindheit sind die Pflaumenklöße meiner Mutti.
    Das ist eine Suppe – mit Trockenfrüchten (Pflaumen, Rosinen, wenn vorhanden auch Birnen) gekocht. Dazu kommen Mehlklöße, die das Ganze auch etwas binden und der Suppe die richtige Konsistenz geben. Mit Salz und etwas Zucker (wenn nötig) abgeschmeckt, fühle ich mich 60 Jahre zurückversetzt.
    Kann ich auch mal wieder kochen… ?

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