Barfuß durch den Matsch


Barfuß laufen gehört für mich einfach zum Sommer, wie Eiswürfel in Limonade. Sobald die Temperaturen im Frühling steigen, kann ich es kaum erwarten, die nervigen Schuhe wieder in den Schrank zu stellen und den warmen Boden unter meinen Füßen zu spüren. Dann mache ich mich nur noch mit Sommerlatschen oder gleich ganz ohne Schuhe auf den Weg.

Ich liebe das Gefühl von Barfußlaufen. Es fühlt sich einfach nach so viel mehr Freiheit an. Egal, ob man übers Feld läuft oder am Strand den Sand zwischen den Zehen spürt, es ist einfach großartig, auch wenn es auf steinigen Wegen doch manchmal ganz schön piksen kann. In diesem Sommerurlaub haben wir mit der ganzen Familie und Freunden dem Barfußpark in Schwackendorf einen Besuch abgestattet. Von diesem besonderen Erlebnis möchte ich euch hier gerne mal berichten.

Unsere Füße sind ziemliche Wunderwerke.

Sie nehmen unglaublich viele Reize, wie Druck, Temperaturen und Berührungen wahr. Füße können tasten und mit ein bisschen Übung sogar greifen oder Dinge erfühlen. Dass Barfußlaufen gesund ist, ist nichts neues mehr. Durch falsches Schuhwerk kommt es oft zu Fehlstellungen des Fußes. Das Laufen ohne Schuhe jedoch fördert unsere Motorik, stärkt die Fußmuskulatur und trägt zu einer gesunden Entwicklung des Nervensystems bei.

Vor allem bei Kindern ist Barfußlaufen für die natürliche Entwicklung der Füße sehr wichtig. Und es gibt für die meisten Kinder nichts Schöneres, als mit nackten Füßen draußen und auch drinnen die Umgebung zu erkunden. Kinder können so mit dem Tastsinn ihrer Füße die Welt erfühlen und schärfen dabei ihre Sinne. In Schuhen sind die Kinderfüße „ruhiggestellt“. Doch sind die Schuhe erst einmal aus, können die kleinen Zehen endlich wieder wackeln.

Der Barfußpark

Und nun zu unserm Besuch im Barfußpark, der mich zu diesem Artikel brachte. Der liegt auf dem Weg zu unserem Lieblingsostseestrand. Nach einem kurzen Picknick starten wir bei blauem Himmel und super Sommer-Sonnenschein.

Gleich am Anfang des Parks gibt es ein großes Regal. Dort hinein kommen erst mal alle unsere Schuhe, denn den Park erkundet man natürlich die ganze Zeit barfuß. Es sieht lustig aus, dieses große Regal mit den vielen Schuhen der Besucher. Irgendwie gibt es einem das Gefühl vom Zuhause sein, wo man auch die Schuhe ausziehen und sich wohlfühlen kann. Die Anlage des Parks ist wunderschön gestaltet. Dort schlängeln sich fast 2km Wegstrecke mit den verschiedensten Untergründen oder Stationen zum Fühlen und Entdecken durch die Natur. Auf Holztafeln stehen wissenswerte Infos oder kleine Aufgaben zum Ausprobieren. Büsche und Bäume bieten genügend Schatten an einem heißen Sommertag. Nachdem die Füße am Waschplatz einmal abgebraust sind, stapfen wir los. Einige von uns noch etwas unsicher, da sich die Füße erst mal wieder an das Barfußlaufen gewöhnen müssen. Andere fangen gleich an, alle Untergründe genaustens zu ertasten.

„Huch, ist das aber kalt!“ Ein Kneippbecken bringt unseren Kreislauf in Schwung und wir spüren so richtig, wie das Leben durch unseren Körper strömt. Bei jedem Schritt über Rindenmulch, Steinchen oder abgerundeten Scherben ist unsere Konzentration ganz bei unseren Füßen. Es ist spannend, wie unterschiedlich sich doch Wege anfühlen können. Untergründe, über die wir sonst täglich, wie selbstverständlich mit Schuhwerk laufen, nehmen wir nun ganz bewusst wahr.

Habt ihr gewusst, dass wir beim normalen Laufen als erstes mit den Fersen aufsetzten und sie daher mehr belasten? Also gleich mal eine Strecke gemeinsam rückwärts laufen. Da spürt man plötzlich den Unterschied, wenn nun der Ballen zuerst aufsetzt. An einer Station können wir unser Geschick unter Beweis stellen. Wer schafft es wohl am schnellsten, mit den Zehen einen Knoten in zwei Stricke zu machen? Wir machen kleine Wettbewerbe und sind erstaunt über unsere kleinen Zehen, die ganz flink und fein arbeiten. Es gibt so viel zu entdecken und wir kommen gar nicht mehr aus dem Staunen heraus. Wir schärfen unsere Sinne beim Laufen in unterschiedlich gefüllten Becken und schulen unser Gleichgewicht beim Balancieren auf Steinen, Seilen und Pfählen.

 

Das Highlight ist natürlich die Moor- und Lehmstrecke. So richtig tief im Matsch mit den Füßen versinken und durchwaten. Es ist ein besonderes Gefühl, den nassen Matsch zwischen den Zehen zu spüren, bei jedem Schritt neu. Ein bisschen so wie früher, wo man nach dem Regen gern in Pfützen spielte und dabei die Zeit total vergessen konnte. Solche Momente gibt es jetzt viel zu selten in meinem Alltag. Auch für die anderen Sinne ist jede Menge im Barfußpark dabei. Ein Holz-Dendrophon lädt zum Musizieren in der Natur ein. Im Kräutergarten kann man wunderbar duftende Pflanzen und Blumen erschnuppern. Auch Tiere gibt es im Insektenhotel und sogar zum Anfassen im Streichelzoo zu sehen, wie Häschen, Schweinchen, Ziegen und Ponys. Am Ende brausen wir uns die Füße wieder am Waschplatz ab. Doch in seine Schuhe, will nach diesem schönen Erlebnis dann doch irgendwie keiner mehr rein. Auch die restliche Zeit im Urlaub, bin ich vermehrt wieder ohne Schuhe gelaufen.

Barfuß für mehr Achtsamkeit

Der Besuch im Barfußpark hat mir wieder gezeigt, wie schön es ist, seine Umgebung und sich selbst richtig wahr zu nehmen und im Hier und Jetzt zu sein. Als ich so durch den Park gelaufen bin, lag meine Aufmerksamkeit ganz und gar bei meinen Füßen. All die Sorgen und Gedanken waren wie weg. Ich habe den Moment genossen, die Natur, die Zeit mit Familie und Freunden und mich selbst mehr gespürt. Jeder Schritt forderte meine Aufmerksamkeit. Wo setze ich meinen Fuß als nächstes hin? Was fühle ich unter meinen Sohlen? Ich bin total verbunden mit der Erde, mit dem, was unter mir ist. Ich bin dankbar, für dieses Erlebnis, das mich wieder mehr Achtsamkeit gelehrt hat.

 

Falls ihr mal im Norden, in der Gegend um Kappeln seid, dann solltet ihr unbedingt dem Barfußpark in Schwackendorf einen Besuch abstatten. Es lohnt sich auf jeden Fall. Egal ob für groß oder klein.

Und wenn ihr gerade keinen Barfußpark um die Ecke habt, dann zieht doch einfach mal so eure Schuhe aus und lauft ein Stückchen barfuß. Vielleicht spürt ihr es dann auch, dieses Gefühl von mehr Freiheit.


2 Kommentare

  1. Christine Dombrowe

    Ich war ja die Einzige aus unserer Familie, die den Barfußpark mit Schuhen auf den normalen Wegen durchlief, weil Barfußlaufen für mich unangenehm ist. Jedoch nach Deinem schönen Bericht davon, liebe Doreen, bin ich versucht, es im nächsten Jahr in unserem wieder geplanten Urlaub an der Schlei doch einmal selbst zu versuchen. Du hast mich wirklich neugierig gemacht und mir das Gefühl gegeben, etwas sehr Schönes und Eindrückliches verpasst zu haben.Danke und liebe Grüße, Deine Mama.

    • Doreen Dombrowe

      Schön, dass ich dich so neugierig machen konnte. Ich freue mich auch schon wieder auf den Urlaub im nächsten Jahr.

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