Meine Kinder, vor allem mein Sohn, brauchen ihre tägliche Portion frische Luft wie andere ihren Mittagsschlaf. Tage, an denen wir die Wohnung nicht verlassen, bedeuten immer Eskalation. Da ich die beruhigende Wirkung der Natur auf ihn schon in seiner Babyphase erfahren durfte, hält uns kein Wetter mehr von einer Draußen-Runde ab. Naja, MICH hält kein Wetter mehr davon ab. Mein Sohn hingegen ist eine ziemliche Frostbeule. (Meine Mutter meint, das hätte er von ihr geerbt.) In der kalten Jahreszeit muss ich somit ein wenig kreativer werden, wenn ich ihn und die Tochter vor die Haustür locken möchte bzw. verhindern möchte, dass sie nach fünf Minuten durch die selbige wieder ins Warme stürmen.
Mit welchen „Tricks“ Winter, kälteempfindliche Kinder und frische Luft bei uns zusammenkommen, das lest ihr nun:
Alltagswege
Während im Sommer viele Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigt werden, ändert sich das bei vielen in den kälteren Jahreszeiten. Das kuschelig beheizte Auto wird vermehrt vorgezogen. In meiner Kindheit war dies definitiv der Fall. Schließlich wollten meine Eltern bei acht Kindern nicht noch eine Erkältungswelle riskieren. Heute ist mein und das Immunsystem meiner Kinder so gestärkt, dass wir das Auto auch im Herbst und Winter für kurze Strecken bewusst nicht bemühen. So bringt mein Mann unseren Sohn jeden Morgen zu Fuß (bzw. Laufrad) zum Kindergarten und ich hole ihn auch zu Fuß wieder ab. Manchmal grummle ich darüber, dass mein Mann darauf besteht, dass wir für die kurzen Strecke nicht den Motor starten, doch für unsere Kinder ist es die perfekte Gelegenheit, an der frischen Luft zu sein. Da es durch den Kindergarten, oder das Zuhause ein greifbares Ziel gibt, halten sie die Kälte tapferer aus, können sich darauf zu bewegen und empfinden die Bewegung an der frischen Luft als selbstverständlich.
Gartenarbeit
Auch in die Rubrik „Nützliches mit Nützlichem verbinden“ fällt mein zweiter „Trick“. Ich lasse den Sohn auf unserem Hof bzw. Garten „arbeiten“. Meist entspringt der Wunsch aus ihm selbst. So wollte er letztens unbedingt den Hauch von Schnee von unserem Hof fegen. Und während er so geschäftig den Schnee verteilte, wurde ihm von ganz allein warm. Neben dem wärmenden Effekt war er auch mächtig stolz darauf, wie ein Großer tätig gewesen zu sein.
Bewegungsspiele und Fahrzeuge
Nicht jeder hat einen Hof etc., in dem er die Kinder beschäftigen kann und auch wir wollen nicht immer nur Schaffen. Deshalb motiviere ich meine beiden Kinder oft zu dem, was sie am liebsten machen – zum Spielen. Spielen können sie ja auf die unterschiedlichste Art und Weise. Was jedoch sie und mich wunderbar erwärmt, sind Bewegungsspiele wie das klassische Fangen, Bäumchen wechsle dich, oder „Eins, zwei, drei, Ochs vorm Berg“. Indem ich uns zum Rennen animiere, ist an Kälte nicht zu denken. Alternativ düsen meine beiden auch gerne mit ihren diversen Fahrzeugen herum und treten dafür auch kräftig in die Pedale, oder stoßen sich energisch ab.
Natur entdecken
Ich bin immer wieder begeistert von der Neugier und Entdeckerfreude von Kindern. Wie faszinierend es doch ist, dass sich bei Minusgraden eine Eisschicht auf den mit Regenwasser gefüllten Eimer bildet und wie schön diese Eisschicht zersplittert. Und selbst im Winter kann man ganz wunderbar Steine suchen. Okay, manche von ihnen lassen sich nur schwer aus der gefrorenen Erde lösen, doch das erhöht dann eben den Schwierigkeitsgrad und die Kreativität. Sollte die Kälte schon durch die Kleidung der Kinder gekrochen kommen, geht der Aufruf an mich, die Augen nach Naturschätzen offen zu halten und neues Staunen und ein paar weitere Minuten an der frischen Luft zu ermöglichen.
Freunde treffen
Unschlagbar, um von der Kälte abzulenken, sind natürlich Freunde. An unserem letzten Wohnort hatten wir wunderbare Freunde, die regelmäßig an unsere Tür klopften und uns nach draußen einluden. In der Gemeinschaft war die Außentemperatur für lange Zeit kein Thema, sondern man genoss die gemeinsame Bewegung und am Ende vielleicht sogar einen heißen Kakao am selben Tisch. Am neuen Wohnort sind wir ja noch in der Wir-suchen-Freunde-Phase, doch was nicht ist, das kann ja wieder werden…
Kleidung und Nahrung
Jetzt erwähne ich den wohl offensichtlichsten Punkt der Vollständigkeit halber doch – die Kleidung. Bei kleineren Kindern hat sich bewährt, eine Schicht mehr anzuziehen, als man als Erwachsener trägt, obwohl mein Mann und ich regelmäßig darüber nachdenken, die gleiche Garderobe wie die Zwerge zu wählen. Mein Sohn äußert in der Wohnung häufiger, dass er sich zu warm angezogen fühlt. Ich bin dann immer etwas beruhigt, dass ich ihn nicht zu luftig angezogen habe. Wenn wir nach gefühlt einer Stunde des Anziehens endlich draußen sind, befindet sich in meinen Jackentaschen meist noch ein paar Wechselhandschuhe für die Kinder. Denn nicht selten sind irgendwann die ersten Handschuhe durchnässt und die kalten Finger bedürfen einer trockenen, warmen Schicht. Neben den Handschuhen verstecke ich nicht selten einen Obstriegel oder Ähnliches in meinen Taschen. Denn, wenn nicht der Satz „Können wir reingehen, mir ist so kalt!“ an meine Ohren dringt, dann bestimmt der Satz „Können wir reingehen, ich habe Hunger!“. Ich bin lieber für alle Angriffe auf die Zeit an der frischen Luft gewappnet. Ihr ab jetzt vielleicht auch.